Werner Illing

 

Utopolis und andere phantastische Geschichten 

Hrsg. von Franz Rottensteiner

 

Utopisch-Phantastische Bibliothek, Band 3

Auf 222 Exemplare limitierte und nummerierte Ausgabe

Leinen mit Schutzumschlag | 280 Seiten | Euro 39,00

Mit einem Vorwort von Susanne Berchner und einem Nachwort von Joachim Ruf

ISBN 978-3-926126-50-4

 


 

Werner Illings (1895-1979) Roman Utopolis, 1930 erstmals in der sozialdemokratischen Buchgemeinschaft »Der Bücherkreis« erschienen und seinerzeit gut aufgenommen, zählt zu den wenigen deutschen Science-Fiction-Romanen der Zwischenkriegszeit, die keine revanchistische und antidemokratische Haltung an den Tag legen, sondern eine Zukunft oder eine Alternativwelt von einem sozialistischen Standpunkt aus beschreiben und zugleich Verhältnisse und Personen der Weimarer Zeit karikieren.

»Illings Utopie errichtet eine Alternativwelt, die, an einem revolutionären Punkt der deutschen Geschichte einsetzend, die utopischen Hoffnungen einer Minderheit verwirklicht und dieser Utopie eine Karikatur der Weimarer Republik entgegensetzt. Obwohl geschichtswidrig, reflektiert die Konstruktion einer historischen Alternativwelt nach dem Muster des Gedankenspiels ›If it had happened otherweise‹ eine entscheidende Epoche der deutschen Geschichte.« (Götz Müller in Gegenwelten, 1989)

Abgesehen von dem politischen Gehalt einer spannenden Revolutionsgeschichte wartet der technisch interessierte und versierte Autor mit einem naturwissenschaftlichen Hintergrund auf, der eine Fülle glaubwürdiger technischer Einzelheiten bietet, von der Magnetkissenbahn und den seinerzeit populären »Todesstrahlen«, einer tödlichen atmosphärischen Fernstrahlung, elektrisch geladenen Türmen, automatisch gesteuerten Autos, Fernsehen und Fernprojektion von Ereignissen bis zum mechanischem Lernen im Denkschlaf (womit Illing an Kurd Laßwitz anknüpft und Aldous Huxleys Hypnopädie in Schöne Neue Welt vorwegnimmt). Utopolis ist einer der wenigen echten Klassiker der deutschen Science Fiction, beileibe nicht nur von historischem Interesse, sondern ein lesbares lebendiges Stück Literatur.

Außer dem Roman enthält die Shayol-Ausgabe auch eine Einleitung und ein Nachwort, die den Roman und seine Entstehungsgeschichte erhellen, eine Biographie und Bibliographie Illings sowie eine Auswahl aus seinen phantastischen Kurzgeschichten, von denen einige an dieser Stelle zum ersten Mal veröffentlicht werden. Als Herausgeber zeichnet Franz Rottensteiner verantwortlich, ein ausgewiesener Genreexperte, der über Jahrzehnte die »Phantastiche Bibliothek« bei Suhrkamp betreute und für sein Magazin QUARBER MERKUR mit dem Kurd Laßwitz Preis ausgezeichnet wurde.

 

Inhalt

Utopolis (Roman)
Dr. Leo, der kluge Löwe (Kurzgeschichte, Erstveröffentlichung)
Augentäuschung (Kurzgeschichte, Erstveröffentlichung)
Das Gewesene ordnet sich zum Sinn (Essay)
Die Spinne (Kurzgeschichte)
Das Auge des Morgens (Kurzgeschichte)
Die Stadt (Kurzgeschichte)
Dachkammern… (Kurzgeschichte)
Der Lichtfleck (Kurzgeschichte)
Die Revolution des Publikums (Kurzgeschichte)
Tortuleit tanzt (Kurzgeschichte)
Der Herr vom anderen Stern (Kurzgeschichte)
Wir sind nicht nervös (Kurzgeschichte)
Es werde Licht (Kurzgeschichte)
Der Modellmensch (Kurzgeschichte)
Ein Mensch verschwindet (Kurzgeschichte)
Der Bettler von Avignon (Hörspiel)

 

Autorenbiographie

Werner Illing wurde am 12. Februar 1895 in Chemnitz geboren; er besuchte das dortige Realgymnasium, wo er das Abitur ablegte. Nach dem Abitur 1914 zog er in den Krieg, aus dem er am 26. November 1918 als Leutnant zurückkehrte. Er diente als Funker bei den Fliegern. Der Tod seines Vaters bewog Illing 1922, ein Studium der Medizin und Germanistik in Leipzig und Graz abzubrechen, um den elterlichen Betrieb, eine Marmor-, Granit- und Baumaterialienhandlung, weiterzuführen. Sein Interesse galt jedoch dem Theater und der Literatur, er schrieb Literatur-, Theater- und Musikkritiken für die CHEMNITZER VOLKSSTIMME, 1921 erschien in der Chemnitzer Gesellschaft der Bücherfreunde sein erstes Buch, der Sammelband Vor Tag, der Gedichte und Erzählungen enthält.

Illing arbeitete besonders an der Chemnitzer Volksbühne in Verbindung mit Mary Wigman mit, wo er Mitglied im künstlerischen Ausschuß und der Verwaltung war. Seit 1924 ist sein Name mit dem Aufbau und der Leitung des Sprech- und Bewegungschores verbunden. 1925 wurde die von Illing verfasste und einstudierte Sprechchorballade Aufbruch des Geistes in Magdeburg aufgeführt und fand Beachtung im ganzen Land. Im selben Jahr gab er den Geschäftsführerposten in der Firma auf und wurde freier Mitarbeiter der VOSSISCHEN ZEITUNG, für die er 1928/29 als Auslandskorrespondent in der Provence und in Paris lebte. Seit 1927 war er Mitarbeiter der Mitteldeutschen Rundfunk AG in Leipzig, und 1929 ging er als Sendeleiter für Musik und Unterhaltung zum Deutschlandfunk Berlin. Für Ullstein übersetzte er sechs Kriminalromane von Ellery Queen: Schön ist ein Zylinderhut (1931), Das gerissene Schuhband (1932), Besuch in der Nacht (1935), Frauen um John Marco (1936), Die Dame mit dem Schleier (1937) und Besuch am letzten Tag (1938); sein Roman Utopolis wurde von Ullstein jedoch abgelehnt. 1939-1945 leistete Illing Kriegsdienst, um nicht in die Kulturpropaganda eingespannt zu werden. Nach dem Krieg lebte er im Raum Stuttgart, von 1958 bis zu seinem Tode in Esslingen, wo er am 14. Juni 1979 starb. Ab 1949 war er als freier Mitarbeiter für den Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart tätig. Illing schrieb mehrere Romane, Filmdrehbücher, Texte für Musicals und Lustspiele sowie Kurzgeschichten. Er war Mitglied des deutschen PEN-Clubs, Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Schriftstellerverbände sowie Vorsitzender des Süddeutschen Schriftstellerverbandes. 1966 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

 

Der Band erscheint in einer einmaligen und auf 222 Exemplare limitierten & nummerierten Sammleredition als goldgeprägtes Leinen-Hardcover mit Lesebändchen und Schutzumschlag.